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Rose


Rose ist eine 12jährige Quarterstute mit hervorragender Abstammung und Ausbildung.
Sie ging früher auch erfolgreich Turniere und war wohl immer beschlagen, meistens alle vier, manchmal ließ man sie hinten unbeschlagen.
Umstellversuche auf barhuf verliefen immer schlecht, so dass vermutet wurde, dass sie einfach zu schlechte Hufqualität habe, und sie weiterhin beschlagen blieb.

Als ich sie kennenlernte, und man sie vorführte, fiel mir auf, wie ungern sie überhaupt lief. Zu dem Zeitpunkt war sie seit einer Weile barhuf, da sie wegen einer Lahmheit (Grund?) nicht geritten werden konnte, und man dies nutzen wollte, um wieder einmal einen Umstellungsversuch zu wagen.

Da die Symptome sehr typisch sind, will ich sie hier genauer beschreiben:

Rose lief in einem extrem langsamen Tempo, man musste sie regelrecht für jeden Schritt ziehen, wobei sie nicht störrisch, sondern einfach lustlos wirkte. Sie war sozusagen auf jedem Fuß stocklahm. Kleine Steinchen ließen sie hin und wieder etwas einknicken, aber das war nicht der Grund.

Die gesamte Muskulatur wirkte überproportioniert, an den Schultern und Hinterbacken waren riesen Muskelpakete, die jedoch steinhart waren und irgendwie unecht wirkten und garnicht dazu passten, dass sie schon seit längerer Zeit untrainiert "rumstand".

Die Vorderfüße wurden in der Bewegung "zurückgehalten", die Schritte waren kurz. Frühes, schräges Abfußen und seitliche Zehenlandung fielen auf.

Die Hinterhufe machten eine eigentümliche Bewegung: Sie fußten früh und verkrampt ab, schwangen erst steif nach vorne, gingen dann mit einem zähen "Platsch"  mit gestrecktem Knie wieder nach zurück-unten und fußten dadurch mit der Zehe zuerst auf.
Die Pendelbewegung ging (von hinten gesehen) deutlich nach außen und die Fußung war stark bodeneng, beide Hinterhufe fußten fast auf einer Spur. Im Stand war nichtmal eine Hufbreite Abstand.

Anfangs vermutete ich starke Artrose, weil die Knie so steif waren und auch das Becken und der Rücken vollkommen festgehalten wurden.
Aber die Beugeprobe war völlig in Ordnung.

Was mir auffiel, war, dass der "Becken-kipp-Reflex" überhaupt nicht funktionierte.

Die komplette Hufbalance war durcheinander, alle Wände zu lang und ziemlich verbogen.

Leider gibt es keine "Vorher-Fotos". Ich habe jedoch Abdrücke auf Karton gezeichnet, die ich mal einscannen werde.

Nach der ersten Hufbearbeitung fiel auf, dass sie wesentlich schneller lief und die Schulter nun frei pendeln ließ, was vorher nicht der Fall war. Ansonsten gefiel mir noch garnicht, wie sie sich bewegte...

Das schlimmste aber war, dass sie stark Strahlpilz hatte. Ich riet zur sofortigen Behandlung mit Jodoformäther (10%).
Leider kam weder Besitzer noch Reitbeteiligung dazu, diesen zu besorgen, so dass es unbehandelt blieb und vor allem hinten immer schlimmer wurde.



Was Strahlpilz bewirkt - trotz womöglich richtiger Hufbearbeitung - ist folgendes:
Durch den Schmerz, den das Pferd in der hinteren Hufgegend hat, versucht es, diese zu entlasten und fußt nicht mit der Trachte zuerst auf, sondern mit der Zehe.
Sowohl im Stand, als auch in der Bewegung versucht es, die Ballen- und Trachtengegend zu schonen - dadurch entsteht eine Überbelastung der Zehe.
Diese wird dadurch nach vorne rausgezogen, somit immer länger und das verformt den Huf und lässt das Hufbein absinken.

Zusätzlich ist bei Rose der Strahlpilz schon durch den Hornteil des Hufes hindurch in das knorpelige Strahlpolster gedrungen und hat ihn begonnen zu zersetzen. Also: Der Strahlpilz ist im "Leben"!

Hier kann man es leider sehr deutlich sehen, wie der unbehandelte Strahlpilz den Huf verformt:

Die weitere Folge ist, dass die nach vorne gezogene Zehe die Trachten sozusagen "mitnimmt", also nach vorne kippt.
Diese werden dadurch immer flacher und niedriger.

Man beachte die drei mit Pfeilen gekennzeichneten Bereiche: niedriger werdendes Strahlpolster, untergeschobenere und niedrigere Trachten und längere, flachere Zehe.

Trotzdem lief Rose immer besser und wurde sogar wieder geritten - in allen Gangarten. Ob das gut ist, sei dahingestellt - aber immerhin war es möglich und ihre Lahmheit, wegen der sie vorher unreitbar war, war wieder weg.

Wie kann das sein, wenn die Hufe weiterhin in seinem so schlechten Zustand waren - ja sogar eine Verschlechterung zu sehen war?

Weil Pferde einfach unglaublich tapfer sind und sehr viel klaglos aushalten.
Und weil ihre Hufe immerhin endlich gerade wurden. Vorher waren die Gelenke stark fehlbelastet, weil die Hufe nicht gerade unter ihrem Körper standen, was man ja auch an der Pendelbewegung der Hinterbeine ganz deutlich gesehen hat, genauso wie an der zehenweiten Stellung aller vier Beine.

Man beachte auch die Hinterbeine im Hintergrund - erst zehenweit, dann gerader (das linke Hinterbein wird auf dem zweiten Bild entlastet, daher steht das sichtbare etwas nach innen unterm Schwerpunkt)...


Außerdem steht nun das Hufbein parallel zum Boden, die Fessel-Huf-Achse ist nicht mehr gebrochen - was trotz der Hufbeinabsenkung durch den Strahlpilz eine Erleichterung bringt.


Und jetzt stell ich noch eine Folge von "Ganzkörperbildern" ein, denn auch hier sieht man einiges...
 
Vor der Bearbeitung. Offensichtlich verstärkte sich hinten links ein Problem, da sie im Stand auffällig schonte. Es war nicht möglich, sie geschlossen hinzustellen.


Wieder eine Woche später: Rose hatte unter der inzwischen papierdünnen und extrem weichen Oberfläche des Strahles einen Abzess, den ich aufschnitt.
Sie bekam Hufschuhe, Easyboot Glove, und - endlich - ein Mittel gegen den Strahlpilz.


und nur eine Woche später, der Strahlpilz wurde inzwischen mit Jodogel und Teebaumöl behandelt... Als ich kam, wurde sie gerade in der Halle geritten (mit Hufschuhen). Sie ging sehr flüssig und willig in allen Gangarten und lahmfrei...


Obwohl der Strahlpilz noch lang nicht ausgeheilt ist, und die Hufbeine an allen vier Hufen immer noch stark abgesenkt sind, steht sie deutlich gerader, macht einen viel fitteren Eindruck, "schleicht" nicht mehr so und hat ganz allgemein einfach wesentlich weniger Schmerzen.

Man sieht deutlich, wie die Wirkung des Strahlpilzes auf den Huf zurückgeht:


Der Strahl ist nicht mehr so weich, gut verhornt wo der Abzess war, und der Pilz deutlich zurück gegangen.
Beim Vorführen läuft sie nun zwar verhalten und immer noch langsam, die Hufe fußen aber überwiegend plan, vorne sogar schon mit der Trachte zuerst auf. Sie setzt ihre Beine gerade unter ihren Körper und es ist keine Pendelbewegung nach außen mehr zu sehen.
Die Muskulatur ist überall weich und elastisch, sieht nicht mehr so "unecht" und ausgebeult aus und der "Becken-Kipp-Reflex" funktioniert wieder einwandfrei.
Rücken und Becken schwingen jetzt auch wieder in der Bewegung.

Die Vorderhufe sind auch schon deutlich auf dem Weg der Besserung:



Jetzt kann es bei richtiger Pflege nur bergauf gehen...



Die Verbesserungen in Rose's Hufen sind immer deutlicher zu sehen, sie läuft auch immer besser, hin und wieder auch schon ohne die Hufschuhe...


Die Stellung der Hufe ist nun viel besser geworden, der Huf in sich im Ganzen auch höher - das Hufbein ist innen sozusagen nach oben gewandert bzw. unten ist Substanz hinzugekommen.

Auch von unten sieht man diese Verbesserungen deutlich:

Die langgezogene Zehe hat sich zurückgebildet, die Trachten sind höher und breiter geworden - genau wie auch der Strahl.
Die Sohlenwölbung jetzt ebenfalls ausgeprägter.
Bereits auf dem linken Bild kann man erkennen, wie sich eine "doppelte Zehe" bildet, die genau dort liegt, wo knapp 2 Monate später die tatsächliche Zehe endet.
Diesen Prozess habe ich auch mit einer deutlichen Zehenrichtung - also einer abgeschrägten Zehe unterstützt.
Dies soll verhindern, dass weiterhin Druck auf die zu lange Zehe ausgeübt wird und durch die Entlastung eine "Rückbildung" begünstigen.
Wie man sieht, funktioniert es gut.

Inzwischen sind Rose's Hufe schon viel besser geworden.

Einmal die Vorderhufe... und die Hinterhufe...


Leider hat Rose extreme Probleme mit der Sehne ihres rechten Vorderbeines. Überbelastung rief eine Sehnenscheidenentzündung hervor, die nach einiger Zeit zwar besser wurde, dann jedoch schlug sich Rose an dieser Stelle an. Die Schwellung drückte wieder auf die Sehne und es wurde wieder schlimm.

Dadurch konnte Rose nicht bewegt werden.

Das verhindert natürlich leider eine wirklich gute Heilung der Hufe, da es die Durchblutung stark vermindert.

Da sie durch die Boxenruhe auch viel im Mist steht, ist ihr Strahl immer leicht angegriffen, matschig, faulig und schmerzhaft.

Zudem kommt dazu, dass ihre Gesundheit allgemein angegriffen ist. Seit längerem rotzt sie, hustet immer wieder und hat auch Verdauungsprobleme.

Leider gibt es hier eine schlechte Nachricht...

Rose ist Ende Oktober wegen ihrer Krankheiten in die Klinik gekommen, es wurde ein Tumor in der Nase festgestellt und erfolgreich operiert, aber leider ist sie wenige Tage später an Blutvergiftung gestorben.



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