naturhufe

Umstellung2

Die Umstellung

Im Zusammenhang mit Hufbearbeitung spricht man immer dann von einer Umstellung, wenn das Pferd von einer Art der Hufbearbeitung auf eine andere Art umgestellt wird.

Meist wird hierbei damit ausgedrückt, dass das Pferd vorher beschlagen war und nachher barhuf gehen soll.
Ich bin jedoch der Meinung, dass man auch von Umstellung sprechen muss, wenn das Pferd vorher "normal ausgeschnitten" wurde und nun nach NHC betreut wird.

Der Grund liegt auf der Hand: 
Es ist hierfür nicht nur eine Umstellung des Pferdes nötig.
Genauso wichtig ist eine Umstellung des Besitzers!
Es ist nämlich nicht nur ein anderer Schmied, der ab jetzt zu dem Pferd kommt.

Vielmehr muss vor allem der Pferdebesitzer einen gehörigen Teil dazu beitragen, dass die Arbeit des Hufspezialisten ihre Früchte tragen kann.

Es gilt, die Einstellung zum Pferd und zu seinen Hufen grundlegend zu verändern:

Die Hufe sind bald kein "Geheimnis" oder Tabuthema mehr - kein unverständliches Etwas am unteren Ende des Pferdebeines, das jeder Menge Spezialpflege bedarf, am Besten in Watte gepackt wird und anfällig für alle möglichen Wehwehchen ist - schlimmstensfalls chronisch krank, nur mit teuren Spezialbehandlungen noch eine Weile lang einsatzbereit....
...Vielmehr ist der Huf der stärkste und robusteste Bestandteil des Pferdes, die Basis und das Fundament seiner Gesundheit.

Der Huf verträgt - ja er braucht - jede Menge an Stimulation, Abrieb, Druck und Entlastung, viel und ständig Bewegung, Trockenheit und Feuchtigkeit, weichen und harten Boden, Sand und Steine, und er braucht, um gesund wachsen zu können genug "Futter" in der richtigen Zusammenstellung

Wird der Huf jedoch verweichlicht - was man in diesem Zusamenhang ruhig wörtlich nehmen kann - so kann und wird er niemals seine volle Leistungsfähigkeit erreichen.
Pflege
Öle, Fette, Lacke oder andere Substanzen, die auf den Huf aufgetragen werden, beeinflussen immer direkt seine Wechselbeziehung mit der Umwelt.
Scharfe oder wasserabweisende Substanzen schädigen den Huf genauso wie Mittel, die das Horn trocken, spröde und hart werden lassen.
Eine der ersten Taten für eine erfolgreiche Umstellung wird also sein, alle Huf-Fette und ähnliche Mittelchen zu entsorgen.
Hygiene
Natürlich ist klar, dass Urin und Kot - verschmutzte Einstreu oder unhygienischer Schlamm die Hufe stark angreifen.
Ist nun das Pferd ansonsten in perfekter Verfassung, kann es so etwas für eine begrenzte Zeit durchaus tolerieren.
Leidet es hingegen auch noch an Bewegungsmangel, gestörter Verdauung, einem schlechten Immunsythem oder seelischem Umgleichgewicht (zB durch Isolation), so werden die Hufe sehr schnell in einem extrem schlechten Zustand sein.
Natürlich müssen die Hufe regelmäßig, möglichst täglich, gut gereinigt werden, falls sie in Berührung mit Kot und Urin kommen.


Weniger wichtig ist das Entfernen von Erde aus dem Huf.
Die Form des Pferdehufes ist so beschaffen, dass sich leicht Erde in seiner Unterseite festtritt und den Huf ausfüllt.
Wäre das schädlich, hätte der Huf eine andere Form.
Es wird angenommen, dass diese Erde den Huf unterstützt, ihm von unten-innen einen gewissen Druck gibt, so dass der Huf auch auf glattem und hartem Boden dank der "Füllung" genug Bodengegendruck auf der ganzen Fläche erfährt.
Sobald das Pferd schneller unterwegs ist, fliegen diese "Hufabdrücke" sowieso meist weg, so dass die dann benötigte erhöhte Griffigkeit des Hufes wieder voll einsatzfähig ist.
Ist nun also der Besitzer bereit, nicht nur seinem Pferd eine Umstellung zuteil werden zu lassen - sondern auch selbst viel an seiner inneren Einstellung und seinem täglichen Handeln zu ändern... 
                                        ...dann kann begonnen werden, das Pferd auf NHC umzustellen.

Wie läuft nun so eine Umstellung ab?

Die Unterbringung
Ganz klar muss ich hierzu sagen, manchmal ist ein Stallwechsel erforderlich.
Das Pferd braucht als allerwichtigstes genug Bewegung.
Sollte es mehr als die Hälfte seiner Zeit in einer Box verbringen, wird eine erfolgreiche Umstellung unmöglich oder niemals vollständig erreichbar sein.
Am besten wäre natürlich eine Haltung nach dem Prinzip "Paddock Paradies" - also mit einem ständig begehbaren Rundlaufweg.
Erfolg kann man allerdings auch haben, wenn das Pferd regelmäßig genug draußen sein kann, und zusätzlich ausreichend Bewegung durch seinen Reiter erfährt.
Meiner Erfahrung nach reichen etwa wöchentlich 10-15 Stunden intensiver Bewegung + täglicher Koppelgang/Offenstallhaltung bei vielen Pferden aus. Besser wäre natürlich mehr.

Die Fütterung
Der zweite Punkt, wo der Stall eine große Rolle spielt, ist die Fütterung.
Das Pferd braucht seine ganz individuelle Futtermenge und -qualität. Ist dies nicht zu gewährleisten, muss man ebenfalls den Stall wechseln.
Ein zu fettes Pferd wird immer Probleme mit den Hufen bekommen, da einfach zu viel Gewicht auf ihnen lastet und der Stoffwechsel auf Dauer gestört wird.
Beliebig viel "fettes" Gras wird von den wenigsten Pferden vertragen, aber ganz besonders schädlich ist es für Robustrassen wie zB Haflinger, Isländer, Tinker, die meisten Ponys und Kaltblüter. Aber auch viele Warmblüter und Vollblüter bekommen dadurch Probleme.

Abhilfe kann eine Fressbremse (zB. das Fresskörbchen von www.as-dasPferd.de schaffen, oder die Weidezeit muss konsequent reduziert werden. Auch ein Abmähen der Weiden kann helfen.

Außerdem ist darauf zu achten, dass das Pferd nicht zu viel Zucker bekommt. Dieser ist in vielem "versteckt", was unsere Pferde bekommen: Müsli, Pellets, Leckerlies, Brot, aber auch Karotten, Mineralfutter und Gras oder Heu.
Man kann und muss ihn nicht ganz vermeiden, aber es ist sinnvoll, Melasse wegzulassen und zuckerhaltiges Gemüse und Obst nur in Maßen zu füttern.

Die Huf-Bearbeitung
Ist nun also der Stall geeignet, um eine Umstellung zu starten, dann kann es losgehen.

Bei der ersten Bearbeitung wird meist garnicht so viel gemacht. Die Eisen kommen runter und die Hufe werden etwas begradigt und abgerundet. Mehr nicht.

Die Bearbeitungsabstände sind idealerweise am Anfang eher kurz (1-3 Wochen), ziehen sich dann aber nach und nach auseinander.

Die Bearbeitung selbst wird jedesmal an die jeweilige Hufsituation angepasst und individuell ausgeführt.

Die Dauer
Die Umstellung selbst dauert in der Regel 1-2 Jahre, man sieht aber die ersten Erfolge meist sehr schnell.
Oft läuft das Pferd schon nach 4-8 Monaten besser und hat bereits "schönere" Hufe.
Manchmal allerdings sehen die Hufe nach ein paar Monaten erst mal richtig schlimm verbogen aus.
Dies ist jedoch keine Verschlechterung. Ganz im Gegenteil: Die vorher stark geschädigte Hufbeinaufhängung wächst nach unten, wo dann dementsprechend die Hufwand abhebelt.
Von oben wächst sie gesund und stark nach, so dass hier die Hufwände parallel zum Hufbein bleiben.
Dies ergibt dann eine nach unten rauswachsende Verbiegung. Ist diese rausgewachsen, hat der Huf seine gesunde Form und Größe erreicht.
Während dieses Prozesses ist es unbedingt wichtig, kürzere Abstände zwischen den Bearbeitungen zu sichern, damit die abhebelnde Wand den neuen Hufbeinträger nicht weiter schädigt.

Hufschuhe

Anfangs kann es nötig sein, die evtl. noch sehr empfindlichen Hufe mit Hufschuhen zu schützen.
Entgegen der allgemeinen Annahme ist es oft zwar nicht die Sohle, die empfindlich ist, sondern der Strahl und das Strahlpolster.
Diese können in ihrer Funktion sinnvoll unterstützt und im Wachstum angeregt werden, indem man zB in die Hufschuhe einen "Strahlkeil" einbaut.
Aber gerade bei vormals verbogenen Hufen ist auch die Sohle oft (vor allem in den äußeren Hufbereichen) zu dünn, so dass hier ebenfalls unbedingt Hufschuhe von Nöten sind.
Hier ein Bild zur Verdeutlichung des evtl. Zustandes:



Man sieht wie das Sohlengewölbe nicht bis zum Sohlenrand geht, sondern kurz davor in eine Ebene übergeht.
Es wäre falsch, hier das Gewölbe "anzuschnitzen", wie es oft gemacht wird.
Hier ist die Sohle sowieso schon zu dünn!
Der Abstand vom Hufbein zum Boden ist kleiner, je flacher die seitlichen Strahlfurchen sind - die als Orientierung zur Lage des Hufbeines dienen können.
In solchen Fällen bringt es auch nichts, die Hufe an steinigen Boden gewöhnen zu wollen - die vorhandene Sohle ist zu dünn, um sich zu festigen.
Erst, wenn die Sohlenwölbung bis fast an die (gesunde) weiße Linie geht, sollte man dazu übergehen, immer häufiger auf steinigem Boden zu reiten, damit sich Strahl und Sohle festigen und an Härte gewöhnen können.
Davor ist es wahrscheinlich nötig, mit Hufschuhen zu reiten (oder fahren), um den nötigen Komfort für das Pferd herzustellen.

Man kann auch gut erkennen, dass sich der Platz für einen dicken und gesunden Strahl erhöht, sobald die Sohle ihre endgültige Dicke erreicht hat.
Je dicker und kräftiger der Strahl ist, desto robuster ist er gegen diverse Infektionen, aber auch gegen Stöße und Steine.

Das Ziel muss also sein, die Hufe so lange zu schützen, bis sich die Sohle ausgebildet hat, die Wände gerade und tragfähig heruntergewachsen sind und die Hufe also gesund und unempfindlich geworden sind.


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