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Die Funktionen des Pferdehufes

Der Pferdehuf ist keineswegs eine starre Struktur, sondern ein lebendiger, flexibler Fuß, bestens angepasst an die Jahrtausend alten Lebensbedingungen der Equiden.
Pferde sind Fluchttiere, d.h. ihr Überleben ist direkt abhängig von einer angepassten und perfekten Funktionalität ihrer Gliedmaßen.

Nicht umsonst gilt der Spruch > Ohne Huf  kein Pferd < seit die Pferde domestiziert wurden.

Also: Der Pferdehuf hat viele Aufgaben und Funktionen, die er perfekt erfüllen kann und muss, damit das Pferd am Leben und gesund bleibt:

Die Aufgaben und Funktionen...

Schutz vor extremen Temperaturen
Hufkapsel und Hufsohle müssen die inneren Strukturen vor Hitze auf aufgeheizten Sandböden im Sommer schützen und auch vor Kälte im Eis oder Schnee im Winter, wenn Schäden an den lebenden Zellen im Huf vermieden werden sollen.

Wie kann der Huf das leisten?
Indem seine äußere Schale, die Hufkapsel intakt und gesund ist.
Nägel, die nahe an "lebenden", durchbluteten  Strukturen liegen, können sowohl Hitze als auch Kälte ins Hufinnere leiten.
Auch das "Aufbrennen" von Hufeisen kann die Struktur der Hornkapsel deutlich schädigen, so dass die Isolation nicht mehr gegeben ist. Das zusätzlich aufgebrachte Eisen ist dann keineswegs ein zusätzlicher Schutz. Eisen ist ein guter Wärmeleiter und kühlt deshalb den Huf noch stärker aus, als zB Erde. Das gilt natürlich auch bei Hitze. Heiße Straßen zB sind dann für das Pferd stark zu spüren.


Schutz vor Trockenheit oder Feuchtigkeit
Pferde leben in den verschiedensten Klimazonen, und sind natürlich dort den Witterungsschwankungen ausgesetzt.
Es wechseln trockene Zeiten mit steinharten, staubigen Böden direkt ab mit Regenperioden, in denen überall Matsch, nasses Gras und weicher Boden vorherrscht.
Die Hufe müssen diese unterschiedlichen Bedingungen aushalten, Wasser aufnehmen und abgeben, und trotzdem immer strukturell intakt bleiben.

>> Haben Sie gewusst, dass Pferde auch über ihre Hufe schwitzen können?

Wie kann der Huf das leisten?
Indem seine äußerste Schicht intakt ist, und nicht durch Hufteer, Huffett oder Huflack daran gehindert wird.
Diese "Pflegemittel" schmeicheln nur dem menschlichen Auge, in seltenen Fällen können sie den Huf vor starker Urinbelastung schützen.
Aber - wenn das nötig ist, sollte man sowieso zu allererst die Haltungsbedingungen überdenken!

Ansonsten behindern sie das hufeigene Feuchtigkeitssysthem und sind schädlich.


Anpassung an unterschiedliche Abriebbedingungen
Pferde sind Nomaden, d.h. sie wandern sehr viel, wenn sich ihnen die Möglichkeit bietet.
20-30 km am Tag sind bei Wildpferdeherden keine Seltenheit, sondern gehören zum normalen Leben der Tiere - und zwar auf allen erdenklichen Böden.
Darunter befinden sich in der Regel sowohl abriebstarke Sandböden, Geröllfelder und steinige Abhänge, als auch weiche Wiesen, Sumpflandschaften um die Wasserstellen herum, und natürlich auch steinharter, gefrorener Boden im Winter oder tiefer, abriebschwacher Schnee.
Hufe müssen diese unterschiedlichen Bedingungen ausgleichen können, sich ihnen anpassen und auch ihren Abrieb an die unterschiedlichen Bodenverhältnisse anpassen.

Dies gelingt ausgesprochen gut:
In Trockenperioden und auf trockenem Terrain sind die Hufe  steinhart - wie der Boden - und nutzen sich dadurch auch nicht so leicht ab.
Sobald es feucht wird, nimmt das Hufhorn sehr viel Wasser auf, wird weich und geschmeidig, so dass es sich auch auf weichem Boden noch genug abreibt, solange die natürliche Bewegungsmenge gegeben ist.
Außerdem passt sich auch die Wachstumsgeschwindigkeit an, je nachdem, wie stark der Huf belastet und abgenutzt wird.

Sogar die Hufform ändert sich je nach Feuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit. Dazu später mehr.

Wie kann der Huf das leisten?
Indem das Pferd seinem natürlichen Bewegungsdrang nachgibt, ausgewogenes und artgerechtes Futter zu sich nimmt und die Hufe dementsprechende Reize erfahren.

Ist beim domestizierten Pferd die Menge an Bewegung nicht machbar, muss die Abnutzung durch entsprechende Hufbearbeitung simuliert werden, um übermäßiges Wachstum zu verhindern.

Die zum angepassten Wachstum nötigen Reize sollten durch geeigneten Boden in Box, Paddock, Weide, und Reitwegen ersetzt und geschaffen werden.
Rundkiesel in Faustgröße auf dem Paddock wurden schon von Xenophon empfohlen und wirken sich positiv auf die Hufe aus.


Stoßdämpfer
Die Hufe müssen bei jedem Schritt den Aufprall abfedern, um die empfindlichen inneren Strukturen und die darüber liegenden Knochen und Gelenke vor Schäden zu schützen.
Das Hufmaterial ist elastisch und flexibel und erfüllt diese Aufgabe hervorragend.

Wie kann der Huf diese Aufgabe erfüllen?
Indem seine Tragfläche der Härte des Bodens angepasst ist und das Pferd einen intakten hinteren Hufbereich besitzt (Strahl, Strahlpolster, Hufknorpel, Trachten).
Der Huf ist nicht dafür geschaffen, nur auf seinem "Rand"  zu laufen, sondern es ist wichtig, dass die gesamte Sohle und der Strahl genug Bodengegendruck erfahren.
Das Hufhorn ist sehr stoßdämpfend aufgebaut, es besteht aus kleinen "Röhrchen" und Lamellen, die große Kräfte auffangen können und einen starken Aufprall sehr gedämpft an die innen liegenden Strukturen und damit an die darüber liegenden Gelenke weitergeben.

Wenn jedoch ein Hufeisen darunter liegt, verstärkt sich der Aufprall dermaßen, dass das Hufhorn seine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann.

Starke Prellungen im ganzen Bein sind die Folge.

Hierzu zwei kurze Zeitlupen-Videos:




und jetzt mit Hufeisen...




Ausgleichen von Unebenheiten
Der Boden, auf dem sich Pferde aufhalten, ist i.d.R. kaum jemals genau eben.
Die Gelenke in den Beinen der Pferde sind jedoch überwiegend Scharniergelenke, also nicht dafür gedacht, seitliche Unebenheiten ausgleichen zu können.
Diese Aufgabe übernimmt die in sich sehr flexible Hufkapsel.
Sie ist in jede Richtung verformbar, und gleicht sowohl Steinchen aus, die sich unter einer Seite zB befinden, als auch seitliche Schiefe bis zu einem gewissen Grad.
Im folgenden Video habe ich die Bewegungen etwas übertrieben, damit man es besser erkennen kann:

Aber man kann es in diesem nun folgenden Videos auch wunderbar sehen:


Wie können Hufe das leisten?
Indem sie nicht durch Eisenbeschlag daran gehindert werden.

Tastsinn
Pferde sehen aufgrund der Anordnung ihrer Augen  nur bedingt bzw. garnicht vor ihre Füße.
Das bedeutet, sie "tappen" sozusagen blind in der Gegend herum.
Daher ist es umso wichter, dass sie spüren, wie die Bodenbeschaffenheit ist.
Dies können sie hervorragend mit ihrem Strahlpolster und auch dem Ballenstrahl-Übergang.
Fohlen, die viele verschiedene Böden kennenlernen und sich genug bewegen, werden besonders trittsicher.
Damit der Strahl und das Strahlpolster gesund bleiben, und ihre Funktionen erfüllen können, muss genug Bodendruck vorhanden sein, und der Hufmechanismus genügend Durchblutung gewährleisten.

Ein weiterer Punkt ist der, dass ein barhuf laufendes Pferd verantwortlich, sprich pfleglich mit seinen Beinen umgeht. Es fühlt den Boden und paßt seinen Gang an - so vermeidet es, zu stolpern, und sich schlimmstenfalls die Beine zu brechen, so erhält es sich seine Funktionsfähigkeit.
Per Eisen wird die "Fühligkeit" ausgeschaltet, die Hufe werden desensibilisiert. Dies "verführt" das Pferd zu einem  völlig rücksichtslosen Umgang mit seinen Beinen.
Hier ist ein Umdenken nötig, denn: Viele Reiter empfinden mehr Mitleid mit einem vorsichtig über Steine gehenden und sich seinen Weg suchenden Pferd, als mit einem Pferd, welches ohne Zögern über eben diese drüber rennt und sich dabei über kurz oder lang die Beine ruiniert.

Wie können Hufe das leisten?

Indem sie richtig bearbeitet bzw. abgenutzt sind, Sohle und Strahl den Boden berühren können und das Pferd nicht zu unnatürlich schnellen Gangarten gezwungen wird.
Hufeisen nehmen dem Pferd jede Möglichkeit, zu tasten, und durch die eingeschränkte Durchblutung verliert das Pferd nach und nach das Gefühl ganz.

Tragen des Pferdegewichtes
Das ganze Gewicht des Pferdes, immerhin je nach Rasse bis zu 600 (durchschnittliches Warmblut) oder sogar deutlich mehr, lasten bei gleichmäßiger Belastung im Stehen auf nur 4 Füßen, die eine verhältnismäßig kleine Fläche haben.

Allgemein bekannt ist die Gewichtsverteilung des Pferdes auf Vor- und Hinterhand (cirka):

      Vorhand Hinterhand
Statisch Stand   60 % 40 %
Dynamisch Schritt 4 – Takt 60 % 40 %
Dynamisch Trab 2 – Takt 50 % 50 %
Dynamisch Galopp 3 – Takt 40 % 60 %
Dynamisch Renngalopp 4 – Takt 50 – 70 % 30 – 50 %
Dynamisch Rückwärts 2 – Takt 30 – 50 % 50 – 70 %

Trifft das Gewicht eines Pferdes gar nach einem Sprung auf nur einen Fuß, nimmt diese Kraft um einen unglaublichen Faktor zu.

Eine Belastung von weit mehr als einer Tonne pro Fuß eines Springpferdes ist durchaus  zu erwarten.
>> Dieses Gewicht drückt nur durch die Knochen nach unten und landet auf der kleinen Huffläche!

Doch dafür sind Pferdehufe geschaffen.
Sind sie gesund, macht es ihnen auch kein Problem.

Und jetzt noch ein Video, das zeigt, wie das Gewicht des Pferdes sich durch die knöchernen Strukturen auf die Hufwand und Hufsohle überträgt.
Das Gewicht darf nämlich keinesfalls auf den Hufrand (fälschlicherweise als Tragrand bekannt) beschränkt werden, sondern muss aktiv durch die Sohle abgefangen werden.

Hierfür gibt es ein wunderbares Video der Swedish Hoof School, wo dies besonders gut verständlich wird:




Wie können Hufe das leisten?

Indem sie in ihrer natürlich Form belassen werden bzw. darin durch sachgemäße Bearbeitung unterstützt werden, diese natürliche Form anzunehmen.
Die Sohle und das Strahlpolster müssen tragen können.
Hufeisen, aber auch zu lange Hufwände(!) hingegen heben den Huf auf einen "Rand", der so nicht natürlich ist, entfernen Strahl und Sohle zu weit vom Boden und verhindern so ein Mittragen des Pferdegewichtes.
Dies führt zur Überbelastung der Weißen Linie, an der nun das ganze Gewicht hängt. Nicht nur diese kann und wird dadurch Schaden nehmen, sondern auch das Hufbein ist dadurch überbelastet, da es keine Unterstütung an ganzer Fläche erfährt.
Belastungsrehe, verbogene Wände, Ausbrechen der Wände, und im schlimmsten Fall sogas Hufbeinbruch können die Folge sein!
.



Pumpe
Der Hufmechanismus saugt Blut in die Strukturen des Hufes beim Auffußen und drückt es wieder hinaus, sobald der Fuß sich beim Abfußen wieder zusammenzieht.
Diese Pumpe ist so stark und so wirksam, dass der Hufmechanismus das Herz des Pferdes auf nicht unerhebliche Weise unterstützt.
Sind die Hufe intakt und bewegt sich das Pferd, wird also das Herz entlastet.
Natürlich werden dadurch dann auch die inneren Strukturen des Hufes, sowie die Sehnen an den unteren Gliedmaßen deutlich vermehrt durchblutet, Giftstoffe abtransportiert und Nährstoffe in die Füße gespült.

Wie können Hufe das leisten?

Diese Frage sollte sich jetzt garnicht mehr stellen, wenn man oben genannte Punkte schon aufmerksam durchgelesen hat...

Trotzdem noch ein Video, das zeigt, wie der Hufmechanismus funktioniert, und was für den richtigen Hufmechanismus nötig ist: 
Druck auf der ganzen Sohle, vor allem am Strahl:



Trotzdem - weil man es einfach nicht oft genug sagen kann:

Indem ihre natürliche Form gewahrt wird, Bodendruck die Hufe weiten kann und so der Hufmechanismus in jeder Richtung uneingeschränkt funktionieren kann.
Dies kann er mit Hufeisen oder bei falscher Barhufbearbeitung definitiv nicht!

Werkzeug und Waffe

Obwohl das Pferd anfür sich ein sehr friedliebendes Geschöpf ist, kann es sich durchaus sehr kräftig verteidigen.
Seine Waffen sind neben der Schnelligkeit auf der Flucht natürlich vor allem seine Zähne und Hufe.

Der Vollständigkeit halber muss also diese Funktion des Hufes - die Waffe - auch erwähnt werden.

Ein Pferd setzt seine Hufe jedoch nicht nur gegen Fressfeinde ein, sondern auch gegen Artgenossen.
Meist kann ein Pferd genau bestimmen, mit welcher Wucht und wohin sein Huf schlägt.

Hängt jedoch ein zusätzliches Gewicht - das Hufeisen - an seinem Huf, verstärkt sich die Wucht des Schlages, vielleicht wird sogar die Richtung beeinflusst, und es wird durch das viel härtere, evtl. mit Stollen und Stiften versehene Eisen eine größere Verletzungsgefahr entstehen, als es von der Natur vorgesehen ist.

Auch als Werkzeug wird der Huf oft benutzt - nämlich zum Freischarren von Futter und manchmal sogar bewusst zum Abtasten unsicheren Untergrundes.
Dass hier Hufeisen Gefahren verursachen (hängenbleiben) bzw. die Funktion stark einschränken, muss wohl kaum erwähnt werden.


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