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Haltung

Wer wissen will, wie ein Pferd leben muss, damit es optimale Gesundheit und Zufriedenheit erreicht, muss sich als erstes überlegen, wie ein Pferd leben würde, wenn es völlig natürlich und vom Menschen und seiner Zivilisation unberührt leben würde.

Denn an die Bedingungen, die dann vorherrschen, hat sich das Pferd optimal angepasst.
All seine Körperfunktionen sind darauf ausgelegt, dass es ein natürliches Leben führt. Nur dann kann also der Körper eines Pferdes voll einsatzfähig sein, sein Geist klar und sein Verstand und Instinkt stimmig.

Wie sieht also die naturgewollte Lebensweise der Pferde aus?

1. Die Gruppe

In der Natur leben Pferde, egal welcher Rasse, in Gruppenverbänden, die aus 4 bis ca.15 Tieren bestehen. Nur selten und bei regionalem Überangebot an Futter und / oder Wasser finden sich zeitweise mehrere Gruppen zusammen und erscheinen wie eine einzige riesige Herde.

Normalerweise besteht es eine Herde aus Stuten mit ihren Fohlen, und es befindet sich meist nur ein erwachsener Hengst dabei. Die halbwüchsigen Hengste werden ab ihrer Geschlechtsreife von diesem nicht mehr bei den Stuten geduldet und schließen sich zu Junggesellengruppen - der zweiten natürlichen Herdenform - zusammen.

>> Also sollte Pferden auch im Stall eine möglichst natürliche Gruppenzusammenstellung ermöglicht werden.

Zu große Gruppen erzeugen Stress, zu kleine oder ungünstig zusammengefügte Gruppen bewirken, dass die Pferde einsam werden und ihre soziale Kompetenz verlieren oder garnicht erst ausbilden.

Ideal sind Gruppengrößen zwischen 4 und 15 Tieren.

Folgende Gruppierungen und Gruppen haben sich bewährt:

 - eine reine Wallachgruppe
 - eine reine Stutengruppe evtl. mit Fohlen
 - gemischte Gruppen, in denen weniger oder gleich viele, aber nicht mehr Wallache als Stuten sein sollten
 - einige Stuten evtl. mit Fohlen und einem Wallach, oder,
 
- sollte Nachwuchs erwünscht sein, einem Hengst
 - reine Hengstgruppen
 - mehrere Wallache mit einem Hengst

Zu beachten gibt es jedoch noch einige Regeln:

Bei Gruppen von drei oder fünf Pferden wird oft eines isoliert und oft böse weggebissen und vom Sozialleben ausgeschlossen.
Sorgen Sie also bei kleineren Gruppen ( bis sieben ) wenn möglich für eine gerade Zahl.

Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass Pferde dazu neigen, sehr enge und intensive Freundschaften zu schließen. Die Wahl des Freundes oder der Freundin ist sehr individuell und hängt vom Charakter, oft sogar von der Farbe und Rasse der jeweiligen Pferde ab.

Geben Sie Ihrem Pferd, die Möglichkeit, sich einen solchen Freund zu suchen, und trennen Sie die zwei wenn möglich nicht auf Dauer.

Sollten Sie bemerken, dass Ihr Pferd seinen Boxen-Nachbarn oder Weidegenossen nicht ausstehen kann, stellen Sie die Pferde auseinander!
Das liegt auch im Interesse der Gesundheit Ihres Pferdes, da der andauernde Stress durch den ungeliebten Nachbarn mind. auf die Psyche Ihres Pferdes schlagen wird.

2. Die Umgebung

Der natürliche Lebensraum von Pferden reicht von heiß-trockenen Wüstengebieten, über felsig-karge Gebirgsregionen bis hin zu feucht-kalten Landstrichen.

Einige Rassen haben ihren Stoffwechsel auf die fetten, fruchtbaren Weiden der gemäßigten Klimazonen eingestellt, manche kommen mit extremen Wintern, andere beinahe ohne Wasser zurecht.

Im Gegensatz zum Höhlenbewohner und „Allesfresser“ Mensch ist das Fluchttier Pferd jedoch immer auf großflächige Graslandschaften angewiesen.

Pferde meiden wo sie können Felsüberhänge, Wald oder größeres Buschwerk, wo sich ihre Feinde verbergen könnten.

Auch bei besonders widrigen Witterungsbedingungen, sogar bei frostigem Schneesturm ziehen sie es in der Regel vor, auf einer übersichtlichen Anhöhe zu stehen, und zusammengerückt, mit der Kruppe in Windrichtung, dem Wetter zu trotzen.

Wüstenpferde dagegen leiden unter kalter Nässe, ziehen dafür aber auch bei gleißender Mittagssonne von Grashalm zu Grashalm und behalten dabei ihre gesamte Umgebung stets im Auge.

Behalten Sie diese Vorstellung im Kopf und denken Sie an Ihr Pferd im Stall!

Natürlich ist es nicht für jede Wohngegend und jeden Geldbeutel machbar, sein Pferd so zu halten, wie es seiner Natur entsprechen würde.

Und ein Leben als Reitpferd wird sowieso immer ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen des Pferdes und seines Reiters sein.

Aber achten Sie im Interesse Ihres Pferdes und seiner körperlichen und seelischen Bedürfnisse unbedingt auf einige Minimalanforderungen!

Achten Sie darauf, dass es nicht nur in der Zeit, die Sie mit ihm verbringen, gut behandelt und versorgt ist, sondern auch während Ihrer Abwesenheit!

Wenn es in einem Boxenstall gehalten wird - hat es mindestens für die Hälfte des Tages ( Ein Pferdetag hat 24 Stunden!) die Möglichkeit, eine Strecke von mind. 10 Metern geradeaus in zügigem Schrittzurückzulegen? Kann es sich die andere Hälfte der Zeit mit Fressen und Spielen beschäftigen?

Oder gibt es in seinen Tagen etwa regelmäßig mehrere Stunden am Stück, die es ohne Beschäftigung überstehen muss?

Machen Sie sich bewusst, dass Pferde nicht die Nacht durchschlafen wie wir Menschen, sondern als „grasfressende Beutetiere“ nachts sogar eigentlich wach(sam)er sein müssen und sind, als tagsüber!

In der freien Steppe wird es auch bei Neumond und Bewölkung nur selten so dunkel, wie in einem geschlossenen Boxenstall!

Sorgen Sie also gegebenenfalls mit Spielball oder Leckstein (nicht Salzleckstein, denn der ist dafür nicht gedacht!) und nachts mit gedämpftem Licht für Abwechslungsmöglichkeiten...

Achten Sie auch darauf, dass Ihr Boxenpferd zu wenigstens einem Lebewesen immer Körperkontakt (mind. „Nasenkontakt“!) haben kann, wenn es das will. Das sollte am Besten natürlich ein anderes Pferd seiner Größe sein, aber zur Not tun es auch Artfremde, wie Ziegen (ohne Hörner, wegen der Verletzungsgefahr), große Kaninchen, ein größerer Hund oder eine robuste Katze.

Diese dem Pferd körperlich unterlegenen Tiere sollten aber die Möglichkeit haben, sich im Zweifelsfall zu verstecken.

Das darf jedoch nur eine vorübergehende Notlösung sein, niemals ein Zustand über mehrere Monate oder gar Jahre!

Es gibt durchaus einzeln gehaltene Pferde, die einen ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck machen.
Lassen Sie sich davon nicht täuschen!
Diese Pferde haben gelernt, damit zurecht zu kommen. Aber artgerecht ist es nicht und es ist auf Dauer schädlich.

Akzeptabel ist es, wenn Boxenpferde z.B. tagsüber oder nachts in der Gruppe auf einen größeren Auslauf kommen oder auf die Koppel dürfen, und aus der Box gut heraussehen können und andere Pferde sehen und berühren können.

Was einzelne Spezialisierungen der unterschiedlichen Pferderassen angeht, sollten Sie Ihrem Pferd versuchen, so gut wie möglich gerecht zu werden.

Wüstenpferde können zwar durchaus auch den europäischen Winter gut verkraften, sollten aber vor kalter Nässe, wie sie im Herbst und Spätwinter bei uns oft vorkommt, geschützt werden.

Nordische Robustpferderassen vertragen zwar Temperaturen bis 30° C unter Null ohne weiteres, und ihr Fell schützt mit seinen langen Haaren auch gut vor Nässe, dafür sollten sie aber unbedingt eine Möglichkeit bekommen, sich im Sommer vor der Sonne in einem Unterstand oder unter Bäumen zu verbergen.


3. Die Bewegung

Pferde sind Bewegungstiere, sie gehen in freier Natur fast den ganzen Tag von Grasbüschel zu Grasbüschel, suchen sich auf großem Gebiet ihr Futter Halm für Halm zusammen.

Auf diese Weise sorgen sie durch ständige Bewegung dafür, dass ihr Kreislauf immer in Schwung ist, die Gelenke gut mit Gelenkflüssigkeit (= Nährstoffe und „Schmiere“) versorgt sind, und Muskeln und Sehnen immer aufgewärmt genug sind für einen eventuellen plötzlichen Sprint.

Pferde, die ihrem Bedürfnis nach Bewegung über längere Zeit nicht entsprechen können, und womöglich noch in „Einzelhaft“ stehen, also Boxen, in denen sie kaum oder keinen Kontakt zu anderen Pferden haben können, zeigen bald ähnliche Verhaltensweisen wie vernachlässigte menschliche Weisenkinder:

Sie wiegen sich auf den Vorderbeinen stundenlang hin und her, sie „weben“, um ihren Bewegungs- und Beschäftigungsdrang zu befriedigen.

Oft versetzen sie sich auf diese Weise selbst in eine Art Trance, und merken nicht einmal, wie sie mit dem Kopf an die Boxenwände stoßen, und sich selbst verletzen!

Stellen Sie also im Interesse der psychischen Gesundheit Ihres Pferdes sicher, dass dieses sowohl regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen hat, als auch genügend Möglichkeit, sich zu bewegen!

Auch Koppen und andere "Unarten" sind Verhaltensstörungen, die immer auf falsche Haltung und schwere psychische Misshandlung zurückzuführen sind!



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